Küchensteckdosen und Anschlüsse: Die richtige Anzahl, Höhe und Normen für Ihre Renovierung

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Wie viele Steckdosen braucht Ihre Küche wirklich? Sie haben die neue Arbeitsplatte bestellt, die Einbauküche steht vor der Tür - doch plötzlich merken Sie: Die Steckdosen sind zu wenig, zu niedrig oder hinter dem Kühlschrank verschwunden. Kein seltenes Problem. In Deutschland werden Küchen oft unterausgestattet, obwohl heute mehr Geräte denn je benötigt werden: Kaffeemaschine, Mixer, Toaster, Smart-Speaker, Handy-Ladegeräte, Induktionskochfeld, Spülmaschine, Kühlschrank, Dunstabzugshaube - und das alles gleichzeitig. Die Normen existieren, aber viele bauen nach Augenmaß. Und das kostet später Zeit, Geld und Nerven.

Was sagt die DIN 18015-2:2021-10 wirklich?

Die DIN 18015-2:2021-10 ist die wichtigste Norm für die elektrische Ausstattung von Wohnungen. Sie legt fest, wie viele Steckdosen in einer Küche mindestens nötig sind - aber nur unter sehr spezifischen Bedingungen. Für eine Küche unter 20 m² mit einer Arbeitsfläche von 1,20 m, Herd, Mikrowelle und Kühlschrank empfiehlt sie 8 Steckdosen. Klingt nach viel? Ist es nicht. Denn diese Zahl berücksichtigt nur die Grundausstattung. Was ist, wenn Sie einen Wasserkocher, einen Standmixer, einen Handrührer und einen Smart-Speaker haben? Dann reichen 8 Steckdosen nicht. Und das ist der Punkt, an dem viele scheitern.

Die DIN 18015-2 ist pragmatisch. Sie geht von einer Standardausstattung aus. Aber moderne Küchen sind keine Standardküchen mehr. Wer eine offene Küche hat, die mit Wohn- und Essbereich verbunden ist, darf die Flächen zusammenrechnen. Das kann die Anzahl der Steckdosen reduzieren - aber nur, wenn die Nutzung auch wirklich gemeinsam ist. Viele bauen eine offene Küche und vergessen dann, dass die Steckdosen im Wohnzimmer nicht für den Mixer da sind. Die Norm sagt: Planen Sie nach Nutzung, nicht nach Quadratmetern.

Die RAL-RG 678: Die praxisnahe Alternative

Während die DIN 18015-2 eher technisch ist, geht die RAL-RG 678 einen Schritt weiter. Sie wurde vom Deutschen Institut für Gütesicherung und Kennzeichnung entwickelt - und sie ist deutlich konkreter. Sie definiert drei Ausstattungsstufen: Mindestausstattung (10 Steckdosen), Standardausstattung (15 Steckdosen) und Komfortausstattung (25+ Steckdosen).

Die Komfortausstattung ist kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit. Wer 2025 eine Küche plant, sollte mit Smart-Home-Geräten rechnen: WLAN-Steckdosen, intelligente Kaffeemaschinen, Ladestationen für Handys, Smart-Speaker, sogar elektrische Kühlschrank-LEDs mit App-Steuerung. Diese Geräte brauchen Steckdosen - und sie werden nicht weniger. Die HEA (Bundesverband Elektro- und Hausgeräteindustrie) empfiehlt bereits heute 17 Steckdosen als Mindestausstattung (Ausstattungswert 1). Für echten Komfort sind 21 bis 28 Steckdosen nötig.

Ein Nutzer auf Hausforum.de schreibt: „Habe mich an die DIN-8-Steckdosen gehalten - heute habe ich 12 Geräte gleichzeitig am Laufen und drei Verlängerungskabel auf dem Boden.“ Das ist kein Einzelfall. Eine Umfrage von Test.de aus März 2024 zeigt: 63 % der Haushalte sind mit der Steckdosenzahl in ihrer Küche unzufrieden. Bei Nutzern mit Smart-Home-Geräten sind es sogar 79 %.

Wie hoch müssen Steckdosen in der Küche sein?

Höhe ist genauso wichtig wie Anzahl. Eine Steckdose, die hinter dem Kühlschrank verschwindet, ist nutzlos. Eine, die zu niedrig ist, wird zum Stolperfall. Die DIN 18015-3 und DIN 18040-2 legen klare Regeln fest:

  • Steckdosen über der Arbeitsplatte: 100 cm bis 130 cm über dem fertigen Boden - ideal sind 115 cm. Das ist die Sprechkommunikationshöhe, wo man sie leicht erreicht, ohne sich zu bücken oder zu strecken.
  • Steckdosen unter der Arbeitsplatte (für Einbaugeräte): 20 cm über dem Boden. So bleiben sie zugänglich, auch wenn der Unterschrank davor steht.
  • Barrierefreie Küchen: 85 cm (für Steckdosen) und 40 cm (für Schalter). Das ist notwendig, wenn jemand im Rollstuhl sitzt oder körperlich eingeschränkt ist.

Warum 115 cm? Weil das die Höhe ist, an der Sie Ihre Kaffeemaschine oder Ihren Wasserkocher hinstellen. Wenn die Steckdose 15 cm tiefer ist, müssen Sie den Schrank öffnen, um das Kabel zu erreichen. Wenn sie 15 cm höher ist, müssen Sie sich strecken - und das ist unbequem, besonders wenn Ihre Hände nass sind.

Ein häufiger Fehler: Steckdosen direkt über dem Spülbecken. Das ist verboten. Die DIN VDE 0100-701 schreibt vor: Mindestens 60 cm Abstand zum Spülbecken. Wasser und Strom - das ist ein Risiko, das man nicht eingehen sollte.

Schematische Darstellung der optimalen Steckdosenhöhen in der Küche: 115 cm, 20 cm und 85 cm über dem Boden mit Gerätesymbolen.

Was Sie sonst noch wissen müssen

Es reicht nicht, nur die Anzahl und Höhe zu beachten. Die Art der Steckdosen und die Stromkreisplanung sind entscheidend.

USB-Anschlüsse sind heute Standard. Wer nur normale Steckdosen installiert, baut eine Küche aus der Zeit vor 2015. Moderne Geräte laden über USB-C. Installieren Sie mindestens zwei Steckdosen mit USB-Anschlüssen - ideal an der Arbeitsplatte, in 115 cm Höhe. Das spart Adapter und Kabelsalat.

Stromkreise müssen richtig geplant werden. Ein Kühlschrank, eine Spülmaschine und ein Induktionskochfeld brauchen jeweils einen eigenen Stromkreis. Ein Induktionskochfeld kann bis zu 7,4 kW Leistung aufnehmen - das ist mehr als ein normaler Haushaltsstromkreis (16 A) aushält. Daher wird für solche Geräte ein 32-A-Stromkreis benötigt. In Wohnungen bis 50 m² sollten mindestens drei Stromkreise für Steckdosen und Beleuchtung vorgesehen sein. Bei größeren Wohnungen steigt die Zahl: bis 75 m² vier, bis 100 m² fünf, bis 125 m² sechs, darüber sieben.

Und vergessen Sie nicht: Reserven. Der ZVEH rät, immer 20 % mehr Steckdosen einzuplanen, als Sie aktuell brauchen. Warum? Weil sich Ihre Bedürfnisse ändern. Heute brauchen Sie einen Kaffeevollautomat, morgen einen Airfryer, übermorgen eine Ladestation für Ihren Elektroroller. Wer jetzt nur 10 Steckdosen einbaut, muss später bohren, verlegen, Wand verputzen - und das kostet mehr als die zusätzlichen Steckdosen heute.

Was die Industrie macht - und was Sie beachten sollten

Deutsche Hersteller wie Gira, Busch-Jaeger und Hager dominieren den Markt. Sie bieten heute Steckdosen mit integrierten USB-C-Anschlüssen, Touch-Steuerung und sogar drahtloser Ladefunktion. Im Jahr 2023 stieg der Absatz von USB-Steckdosen um 34 %. Das ist kein Trend, das ist die Zukunft.

Aber: Die Normen entwickeln sich weiter. Die DIN arbeitet an einer neuen Version der DIN 18015-2, die Smart-Home-Anforderungen explizit berücksichtigt. Die überarbeitete RAL-RG 678 aus Januar 2024 enthält bereits Anforderungen für Ladestationen für kleine Elektrogeräte. Wer jetzt plant, sollte auf diese Entwicklungen achten. Eine Küche, die 2025 gebaut wird, soll 2040 noch funktionieren.

Ein letzter Hinweis: Lassen Sie sich nicht von billigen Angeboten locken. Eine Elektroinstallation ist kein DIY-Projekt. In Deutschland muss die Verkabelung von einer zugelassenen Elektrofachkraft geplant und installiert werden. Die Kosten für eine professionelle Planung liegen bei 3-4 Stunden pro Küche - aber das ist Geld, das Sie später nicht für Nacharbeiten ausgeben müssen.

Zeitliche Entwicklung der Küchensteckdosen: von überlastet 1990er Jahren über modern 2024 bis zu zukunftssicher 2040.

Was passiert, wenn Sie es falsch machen?

Wenn Sie zu wenig Steckdosen haben, werden Sie Verlängerungskabel benutzen. Das ist gefährlich. Kabel über dem Boden sind Stolperfallen. Kabel unter Teppichen oder Möbeln überhitzen. Das ist eine der häufigsten Ursachen für Wohnungsbrände.

Wenn Sie Steckdosen zu niedrig einbauen, werden Sie sie nicht nutzen. Sie werden den Kühlschrank vor sie schieben - und dann brauchen Sie eine Steckdose an der Wand. Und dann brauchen Sie eine neue. Und dann bohren Sie wieder. Und dann verlieren Sie Zeit, Geld und Nerven.

Wenn Sie keine USB-Anschlüsse haben, müssen Sie Adapter kaufen. Jedes Jahr. Jedes Mal. Und am Ende haben Sie einen Kabelsalat, der nicht mehr zu entwirren ist.

Wenn Sie keine separaten Stromkreise planen, läuft die Sicherung raus, wenn Sie Kaffeemaschine, Toaster und Spülmaschine gleichzeitig anschalten. Das ist nicht nur ärgerlich - es ist ein Zeichen dafür, dass die Installation nicht den Anforderungen entspricht.

Was Sie jetzt tun sollten

Wenn Sie Ihre Küche renovieren, machen Sie das richtig. Hier ist Ihr Checkliste:

  1. Planen Sie mindestens 15 Steckdosen - 20 sind besser.
  2. Installieren Sie mindestens zwei Steckdosen mit USB-C-Anschlüssen in 115 cm Höhe.
  3. Platzieren Sie Steckdosen über der Arbeitsplatte, nicht hinter Geräten.
  4. Halten Sie mindestens 60 cm Abstand zum Spülbecken ein.
  5. Sorgen Sie für separate Stromkreise für Kühlschrank, Spülmaschine und Induktionskochfeld.
  6. Bauen Sie 20 % mehr Steckdosen ein, als Sie heute brauchen.
  7. Lassen Sie die Planung von einer Elektrofachkraft machen - nicht von Ihrem Bauherrn.

Die Küche ist heute der Mittelpunkt des Hauses. Sie ist Arbeitsplatz, Kommunikationsraum, Kochstudio, Ladestation. Sie braucht mehr als eine Steckdose pro Gerät. Sie braucht Planung. Sie braucht Zukunftssicherheit. Und sie braucht die richtige Anzahl an Steckdosen - nicht nach DIN-Mindestmaß, sondern nach Ihrem Bedarf.

Wie viele Steckdosen braucht eine Küche nach DIN 18015-2?

Die DIN 18015-2:2021-10 empfiehlt 8 Steckdosen für Küchen unter 20 m² mit Grundausstattung (Herd, Mikrowelle, Kühlschrank). Für größere Küchen mit Spülmaschine, Dunstabzugshaube und Waschmaschine sind 13 Steckdosen vorgesehen. Diese Zahlen gelten als Mindestanforderung - für moderne Bedürfnisse sind deutlich mehr nötig.

Wie hoch sollte eine Steckdose über der Arbeitsplatte sein?

Die optimale Höhe liegt bei 115 cm über dem fertigen Boden. Die Norm erlaubt einen Bereich von 100 cm bis 130 cm. Diese Höhe ist ergonomisch: Sie erreichen die Steckdose leicht, ohne sich zu bücken oder zu strecken - besonders praktisch, wenn Ihre Hände nass sind.

Sind USB-Steckdosen in der Küche Pflicht?

Nein, USB-Steckdosen sind nicht gesetzlich vorgeschrieben. Aber sie sind heute praktisch unverzichtbar. Fast alle modernen Geräte - Smartphones, Smart-Speaker, Ladestationen - laden über USB-C. Wer heute keine USB-Anschlüsse einbaut, baut eine Küche, die in fünf Jahren nicht mehr zeitgemäß ist.

Darf ich Steckdosen hinter dem Kühlschrank installieren?

Technisch ja, aber praktisch nein. Ein Kühlschrank steht meist dicht an der Wand. Die Steckdose wird verdeckt und ist nicht zugänglich. Das ist kein Problem der Norm, sondern der Logik. Sie brauchen die Steckdose für den Kühlschrank - aber wenn er davor steht, können Sie sie nicht nutzen. Besser: Steckdose an der Seite oder in der Nähe, aber nicht direkt dahinter.

Wie viele Stromkreise braucht eine Küche?

Für Küchen mit Induktionskochfeld, Spülmaschine und Kühlschrank sind mindestens drei separate Stromkreise nötig. Die DIN 18015-2 empfiehlt: bis 50 m² Wohnfläche drei Stromkreise, bis 75 m² vier, bis 100 m² fünf, bis 125 m² sechs und darüber sieben. Jedes große Gerät - besonders Induktionskochfeld - braucht einen eigenen Kreis mit 32 A.

Warum sind 25 Steckdosen in einer Küche sinnvoll?

Weil moderne Küchen nicht nur Kochen, sondern auch Laden, Steuern und Kommunizieren. Smart-Home-Geräte, Kaffeemaschinen mit App-Steuerung, Ladestationen für Handys, Tablets, Staubsauger, Mixer, Toaster, Kühlschrank mit WLAN, Smart-Speaker - all das braucht Strom. 25 Steckdosen sind kein Luxus, sondern eine Absicherung gegen zukünftige Geräte. Wer heute 15 Steckdosen einbaut, wird in drei Jahren nachbohren.

Was ist der größte Fehler bei der Küchensteckdosenplanung?

Der größte Fehler ist, sich nur an die Mindestanforderungen der DIN zu halten und die Zukunft zu ignorieren. Viele glauben, 8 oder 10 Steckdosen reichen - doch heute brauchen wir mehr Geräte als je zuvor. Der zweite Fehler: Steckdosen hinter Geräten oder zu niedrig. Das macht sie nutzlos. Die Lösung: Mehr Steckdosen, richtig platziert, mit USB, und mit Reserve für die nächsten zehn Jahre.