Barrierefreies Bad planen: Praxisleitfaden für altersgerechte Badausstattung
- Okt, 24 2025
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- Lukas Friedrich
Ein barrierefreies Bad ist mehr als nur ein Trend - es ist ein echter Sicherheitsfaktor, wenn Menschen im Alter oder mit Mobilitätseinschränkungen selbständig bleiben wollen. In diesem Leitfaden erfährst du Schritt für Schritt, welche Bauteile nach der aktuellen DIN 18040-2 die zentrale Norm für barrierefreies Bauen in Wohnungen ist zu berücksichtigen, wie du typische Fehler vermeidest und welche Fördermöglichkeiten dein Budget schonen.
1. Warum die Planung heute sinnvoll ist
Die Lebenserwartung steigt, und laut Statistischem Bundesamt waren 2023 bereits 20,3 % der Deutschen 65 Jahre oder älter. Noch bis 2040 wird dieser Anteil auf rund 28 % wachsen. Wer jetzt beim Bad remodelt, vermeidet teure Nachrüstungen nach einem Sturz oder einer OP. Die Barrierefreies Badezimmer ist ein Bad, das mit Rollstuhl, Rollator oder Gehhilfen ohne Hindernisse benutzt werden kann erfüllt dabei sowohl physische als auch visuelle Barrieren.
2. Mindestgrößen und Bewegungsflächen
Die Norm unterscheidet zwei Stufen:
- Stufe 1: Bewegungsfläche von mindestens 120 × 120 cm vor Sanitärobjekten.
- Stufe 2: Für optimalen Komfort 150 × 150 cm - besonders wichtig bei Rollstuhlnutzung.
Eine Gesamtfläche von 5,7 m² gilt als echte Grundvoraussetzung für ein rollstuhlgerechtes Bad. Kleinere Räume (< 5 m²) können zwar altersgerecht optimiert werden, aber nicht mehr‑rollstuhlgerecht.
3. Kernkomponenten im Detail
3.1 Barrierefreie Dusche
Eine bodengleiche Dusche muss folgende Kriterien erfüllen:
- Mindestens 150 cm × 150 cm Duschfläche (DIN‑Konform).
- Eintrittsbreite von 90 cm, besser 100 cm.
- Gefälle ≤ 2 % und rutschhemmender Boden der Bewertungsklasse B nach GUV‑I 8527.
- Verband von Bewegungsfläche und Duschfläche erlaubt Überschneidungen, wenn die anderen Punkte erfüllt sind.
Studien des ift Rosenheim zeigen, dass solche Duschen die Unfallrate um 37 % senken.
3.2 Barrierefreie Toilette
- Sitzhöhe mindestens 48 cm (leichtes Aufstehen).
- Seitlich mindestens 70 cm Platz für das Umsteigen vom Rollstuhl.
- Haltegriffe an beiden Seiten, ideal in Höhe von 85 cm, fest verankert.
Die 70‑cm‑Norm wird häufig gelobt, jedoch berichten Betroffene mit größerem Körperumfang von zusätzlichen Platzbedarfen - ein Hinweis, dass individuelle Anpassungen unerlässlich sind.
3.3 Unterfahrbarer Waschtisch
Der Waschtisch muss unterfahrbar sein, damit ein Rollstuhl bis zur Vorderkante rollen kann. Ideal sind Ablageflächen bis zu einer Höhe von 110 cm und Thermostatarmaturen mit Verbrühschutz. Laut HLS‑Holzbauer reduzieren Thermostatarmaturen das Risiko von Verbrühungen um über 80 %.
3.4 Bodenbelag und Rutschhemmung
Im gesamten Bad muss der Boden fest verlegt und rutschhemmend sein. Im Duschbereich ist mindestens Bewertungsklasse B zwingend. Kaldewei berichtet, dass ihre Secure‑Plus‑Oberfläche die Keimbelastung um 99,9 % senkt - ein Bonus für Hygiene.
4. Visuelle Barrierefreiheit
Die DIN 18040‑2 verlangt einen hohen Kontrast zwischen Wand, Boden und Bedienelementen. Das ist nicht nur für Sehbehinderte, sondern auch für Menschen mit Demenz ein entscheidendes Orientierungshilfe‑Element. Praxis‑Tipps:
- Wandfliesen in hellen, matten Farben, Boden in dunklem, strukturiertem Finish.
- Bedienknöpfe in leuchtenden Farben (z. B. rotes Wasserhahn‑Symbol).
- Deutliche Markierungen an Türrahmen (z. B. 5 cm breite Streifen).
5. Planungsschritte - Von der Idee zur Ausführung
| Schritt | Inhalt | Verantwortlicher |
|---|---|---|
| 1 | Bedarfsanalyse: Mobilität, Sehfähigkeit, kognitive Bedürfnisse | Hausbesitzer / Pflegefachkraft |
| 2 | Statik prüfen: Tragfähigkeit, Türbreite, Installationswege | Architekt / Statiker |
| 3 | Bewegungsflächen festlegen (120 cm × 120 cm vs 150 cm × 150 cm) | Planer |
| 4 | Auswahl von Sanitärkeramik (unterfahrbarer Waschtisch, WC‑Sitz) | Sanitärfachhandel |
| 5 | Positionierung von Haltegriffen und Handhabungen | Handwerker |
| 6 | Armaturen auswählen (Thermostat, Notruf‑System) | Installateur |
| 7 | Finanzierungs- & Förderantrag stellen | Hausbesitzer |
Die gesamte Planungsphase sollte mindestens 4-6 Wochen einplanen, um genug Puffer für Genehmigungen und Lieferzeiten zu haben.
6. Kosten und Finanzierung
Der durchschnittliche Umbau kostet 18.500 €, mit einer Spannbreite von 12.000 € bis 35.000 €. Die bodenebene Dusche allein macht etwa 4.500 € aus - der größte Einzelposten. Förderprogramme der KfW bieten:
- KfW‑Programm 455: Bis zu 6.240 € Zuschuss für barrierefreie Maßnahmen.
- KfW‑Programm 159: Bis zu 5.000 € für Menschen mit Behinderung.
Ein kurzer Kosten‑Check‑Liste hilft, den Überblick zu behalten:
- Demontage vorhandener Sanitäranlagen
- Neue bodenebene Dusche inkl. Abdichtung
- Unterfahrbarer Waschtisch + Thermostat
- WC‑Sitz inkl. Haltegriffe
- Rutschhemmender Boden (Bewertung B)
- Beleuchtung mit hohem Kontrast
- Notruf‑ und Smart‑Systeme (optional)
7. Smart‑Lösungen und Zukunftstrends
Die Digitalisierung macht auch im Bad Einzug. Die „Care Shower“ von Grohe, die seit September 2023 erhältlich ist, misst automatisch die Wassertemperatur und stoppt den Durchfluss, wenn kein Bewegungs‑Sensor ausgelöst wird. Kombiniert mit einem Notruf‑System kann das Bad so praktisch selbstständig werden - ein Plus für Menschen mit kognitiven Einschränkungen, ein Punkt, den die aktuelle Norm noch stärker adressieren will.
Materialien mit antibakterieller Beschichtung, z. B. Kaldeweis Secure‑Plus, reduzieren Keime, was gerade in Pflege‑Umgebungen ein großer Vorteil ist.
8. Häufige Fehler und wie du sie vermeidest
Studien des Bayerischen Staatsministeriums zeigen die Top‑Fehler:
- Unzureichende Bewegungsfläche (42 % der Fälle) - plane immer die größere Stufe 2, wenn du dir nicht sicher bist.
- Falsche Haltegriff‑Position (37 %) - halte dich an die 85‑cm‑Höhe und Abstand von 50 cm zur Wand.
- Zu kleiner Duschbereich (29 %) - setze mindestens 150 × 150 cm ein.
Ein kurzer Check vor dem Start kann die meisten Probleme ausmerzen:
- Sind alle Bewegungsflächen frei von Hindernissen?
- Erreicht der Türrahmen die geforderte Mindestbreite von 80 cm?
- Wurde die Rutschhemmung geprüft?
9. Praktische Checkliste für dein Projekt
- Bedarf ermitteln (Mobility, Seh‑, Kognition)
- Flächen messen - mindestens 5,7 m² Gesamtfläche
- Bewegungsflächen (120 cm × 120 cm bzw. 150 cm × 150 cm) festlegen
- Sanitärkeramik auswählen (unterfahrbarer Waschtisch, höhenverstellbarer WC‑Sitz)
- Haltegriffe und Lichtkonzept planen
- Smart‑Komponenten prüfen (Notruf, automatisierte Dusche)
- KfW‑Antrag vorbereiten (Kostenplan, Förderschreiben)
- Fachbetrieb beauftragen und Zeitplan abstimmen
- Abschließende Qualitätskontrolle: Messung von Türbreite, Griffhöhe, Bodennivellierung
10. Fazit - Dein Weg zum sicheren Bad
Ein durchdachtes, nach DIN 18040‑2 die geltende Norm für barrierefreies Bauen in Wohnungen stellt geplante Elemente sicher. Du sparst langfristig Kosten, erhöhst die Lebensqualität und bist für zukünftige Bedürfnisse gewappnet. Nutze die vorhandenen Förderprogramme, setze auf bewährte Bauteile und vergiss nicht die visuellen Kontraste - dann wird dein Bad nicht nur sicher, sondern auch angenehm zu benutzen.
Wie groß muss ein barrierefreies Bad mindestens sein?
Die aktuelle Norm verlangt mindestens 5,7 m², damit ein Rollstuhl oder Rollator problemlos manövrieren kann. Unter 5 m² kann man nur altersgerecht, nicht rollstuhlgerecht planen.
Welche Bewegungsfläche ist für ein Rollstuhlgerecht‑Bad Pflicht?
Für die Grundstufe (Stufe 1) sind 120 × 120 cm vor Sanitärgegenständen vorgeschrieben. Für optimale Nutzung empfiehlt die Norm die zweite Stufe mit 150 × 150 cm.
Wie hoch ist die Sitzhöhe eines barrierefreien WC‑Sitzes?
Mindestens 48 cm - das erleichtert das Aufstehen und reduziert die Belastung für die Knie.
Welche Förderungen gibt es für den Umbau?
Die KfW‑Programme 455 (bis 6.240 €) und 159 (bis 5.000 €) unterstützen barrierefreie Sanierungen. Der Antrag erfolgt über die Hausbank mit einem Kosten‑ und Maßnahmenplan.
Sind smarte Duschsysteme sinnvoll?
Ja. Systeme wie die Grohe Care Shower bieten automatischen Temperatur‑ und Durchfluss‑schutz, reduzieren das Verbrühungs‑Risiko und können mit einem Notruf‑Modul kombiniert werden.
Jill Kummerer
Oktober 24, 2025 AT 15:32Ein barrierefreies Bad ist kein Luxus, es ist Pflicht. Wer das ignoriert, riskiert Schuldzuweisungen. Jeder Bauträger sollte sofort handeln.