Klimaanpassung an Immobilien: Praktische Schutzmaßnahmen gegen Extremwetter in Deutschland
                                                - Nov, 3 2025
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 - Dieter Wangen
 
Im Jahr 2021 hat eine Flut in Westdeutschland über 200 Menschen das Leben gekostet und Immobilien mit Schäden von fast 33 Milliarden Euro verwüstet. Es war kein Einzelfall. Seitdem werden Starkregen, Hitzewellen und Stürme in Deutschland immer häufiger und intensiver. Wer heute eine Immobilie besitzt, kann nicht mehr hoffen, dass das Wetter wie früher bleibt. Klimaanpassung ist keine Option mehr - sie ist Pflicht.
Warum Klimaanpassung nicht mehr aufgeschoben werden kann
Vor zehn Jahren galt Klimaanpassung als Nischenthema für Umweltaktivisten. Heute ist sie ein wirtschaftliches und rechtliches Muss. Seit Juli 2023 gilt in Deutschland das Klimaanpassungsgesetz. Es verpflichtet Bund, Länder und Kommunen, konkrete Pläne zu entwickeln, wie Gebäude und Infrastruktur gegen klimatische Risiken geschützt werden. Das ist kein Vorschlag - das ist Gesetz.Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Laut einer Studie des Zentralverbands des Deutschen Baugewerbes müssen in den nächsten zehn Jahren zwischen 137 und 237 Milliarden Euro in die Klimaresilienz von Gebäuden investiert werden. Das ist kein Luxus. Das ist der Preis, den man zahlt, wenn man nichts tut. Immobilien, die nicht angepasst sind, verlieren an Wert. Versicherungen steigern die Prämien. Banken verweigern Kredite. Und wer nach einer Flut oder Hitzewelle sein Haus wieder aufbauen muss, zahlt doppelt - erst die Reparatur, dann die Nachbesserung.
Welche Gefahren bedrohen Ihre Immobilie?
Nicht jede Immobilie ist gleich gefährdet. Die Risiken hängen stark vom Standort ab. In Frankfurt drohen zunehmend Hagelstürme, die Dachziegel zertrümmern und Fenster beschädigen. In München und Stuttgart steigen die Temperaturen so stark an, dass Innenräume ohne Schutz kaum noch bewohnbar sind. In Köln und Düsseldorf wird es in Zukunft kaum noch Frost geben - das klingt gut, aber es bedeutet auch, dass Böden nicht mehr gefrieren und die Fundamente von Gebäuden instabil werden können.Und dann ist da noch das Wasser. Wer in einem Tal wohnt, an einem Fluss oder in einer Gegend mit viel versiegeltem Boden, ist besonders anfällig für Starkregen. Die Kanalisation kann nicht mehr mit der Menge an Regenwasser fertigwerden. Dann fließt das Wasser nicht in die Straße - es fließt in den Keller. Und das passiert nicht nur einmal. In Lüneburg, wo ich lebe, gab es 2023 drei Starkregenereignisse innerhalb von sechs Wochen. Jedes Mal mussten Nachbarn ihre Möbel aus dem Keller holen. Die meisten hatten keine Vorbereitung getroffen.
Die wichtigsten Schutzmaßnahmen - konkret und umsetzbar
Sie müssen nicht Ihr ganzes Haus umbauen. Aber Sie müssen gezielt handeln. Hier sind die fünf wirksamsten Maßnahmen, die jeder Eigentümer umsetzen kann:- Hochwasserschutztüren und -klappen: Diese einfachen Geräte können Sie an Türen und Fenstern zum Keller anbringen. Sie schließen automatisch, wenn Wasser aufsteigt. Kosten: ab 300 Euro pro Tür. Ein Investition, die bei einem einzigen Ereignis mehr als 10.000 Euro Schaden verhindern kann.
 - Gründungsschutz für Keller: Wenn Ihr Keller schon mal nass war, sollten Sie die Außenwände mit einer wasserabweisenden Beschichtung behandeln. Dazu gibt es spezielle Bitumen- oder Kunststoffbeschichtungen, die von Fachleuten aufgetragen werden. Auch eine Drainage um das Haus herum leitet Wasser ab, bevor es eindringen kann.
 - Hitze-Schutz für Fassaden und Dächer: Dunkle Fassaden heizen sich im Sommer stark auf. Weiß oder hellgrau reflektieren Sonnenlicht. Auch begrünte Dächer oder Dachbegrünung senken die Innentemperatur um bis zu 5 Grad. Das reduziert den Bedarf an Klimaanlagen - und das ist wichtig, denn Klimaanlagen verbrauchen Strom. Und wenn der Strom aus dem Netz kommt, erhöhen sie indirekt die CO₂-Emissionen.
 - Flexibler Sonnenschutz: Außenjalousien oder Markisen sind effektiver als Innengardinen. Sie verhindern, dass die Sonne überhaupt in das Haus eindringt. Ein Haus mit Außenjalousien bleibt im Sommer bis zu 10 Grad kühler als eines ohne.
 - Abwasser-Systeme anpassen: Viele alte Häuser haben noch ein Mischsystem - Regenwasser und Abwasser laufen in dieselbe Leitung. Bei Starkregen überlastet es das System und Rückstau kann in den Keller fließen. Ein Trennsystem, das Regenwasser separat ableitet, ist die beste Lösung. Die Förderung dafür gibt es über die KfW.
 
Wie Sie Ihr Haus jetzt bewerten - kostenlos und einfach
Sie wissen nicht, wie gefährdet Ihre Immobilie ist? Dann nutzen Sie das kostenlose Tool des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung: GIS Immorisk Naturgefahren. Es ist einfach zu bedienen. Geben Sie Ihre Adresse ein, und das System zeigt Ihnen an, wie hoch das Risiko für Hochwasser, Starkregen, Hagel oder Hitze in Ihrem Viertel ist. Es berücksichtigt Daten von der Deutschen Wetterdienst, dem Karlsruher Institut für Technologie und dem Helmholtz-Institut. Kein Marketing, keine Werbung - nur Fakten.Ein Hausbesitzer aus Hamburg hat damit herausgefunden, dass sein Haus zwar kein Hochwasserrisiko hat, aber ein extrem hohes Hitzerisiko. Er hat daraufhin seine Fenster ausgetauscht, eine Dachbegrünung installiert und eine Außenjalousie montiert. Seine Sommerstromrechnung ist um 40 % gesunken. Und er kann jetzt im Juli abends noch im Wohnzimmer sitzen - ohne Schweiß.
Warum kleinere Häuser besonders gefährdet sind
Einfamilienhäuser sind oft die größten Opfer von Extremwetter. Warum? Weil sie nur ein Stockwerk haben - und wenn das Kellerstockwerk voll Wasser ist, ist alles kaputt. Mehrstöckige Gebäude dagegen haben meistens einen „Schutzraum“: Der Boden bleibt trocken, auch wenn der Keller flutet. Die Schäden sind kleiner, die Reparatur schneller und günstiger.Ein Einfamilienhaus mit einem Keller, der 100.000 Euro wert ist, kann bei einer Flut 80.000 Euro Schaden erleiden. Ein vierstöckiges Mehrfamilienhaus mit demselben Keller hat einen Gesamtwert von 500.000 Euro. Der Schaden bleibt bei 80.000 Euro - das sind nur 16 % des Gesamtwerts. Das ist der Grund, warum Investoren immer mehr auf Immobilien mit mehreren Wohnungen setzen. Sie sind klimatisch robuster.
Die finanzielle Hürde - und wie man sie überwindet
Die größte Barriere für viele Hausbesitzer ist das Geld. Wer sein Haus aus den 70er-Jahren hat, kann sich nicht einfach 20.000 Euro für eine neue Dachbegrünung und Hochwasserschutztüren leisten. Aber es gibt Hilfe.Die KfW fördert Klimaanpassungsmaßnahmen mit Zuschüssen und günstigen Krediten. Für die Installation von Hochwasserschutz, Dachbegrünung oder energetische Sanierung gibt es bis zu 40 % Förderung. Die Anträge sind nicht schwer - oft reicht ein einfaches Formular und ein Angebot von einem Handwerker. Viele Kommunen haben zusätzlich lokale Förderprogramme. In Lüneburg gibt es zum Beispiel eine „Klimaschutz-Prämie“ von bis zu 2.500 Euro für Hausbesitzer, die ihre Fassade weiß streichen oder einen Regenwasserbehälter installieren.
Und dann ist da noch die Versicherung. Eine reine Wohngebäudeversicherung deckt nur die Grundschäden ab. Wer wirklich sicher sein will, braucht eine zusätzliche „Elementarschadenversicherung“. Sie deckt Schäden durch Hochwasser, Starkregen und Erdbeben. Und sie ist heute oft nicht mehr teurer als 100 Euro pro Jahr. Ein kleiner Preis für eine große Sicherheit.
Was passiert, wenn Sie nichts tun?
Viele glauben: „Ich wohne doch nicht am Fluss.“ Aber das ist ein Irrtum. Die Flutkatastrophe 2021 hat gezeigt: Wo das Wasser hinfließt, ist nicht vorhersehbar. Es fließt in die Täler, in die Straßen, in die Keller - auch dort, wo es noch nie zuvor geflossen ist.Immobilien, die nicht angepasst sind, werden in Zukunft schwerer zu verkaufen. Banken prüfen heute schon, ob ein Haus klimaresistent ist, bevor sie einen Kredit gewähren. Versicherungen erhöhen die Prämien oder lehnen den Versicherungsschutz ganz ab. Und die Stadtverwaltungen werden in Zukunft nicht mehr für die Beseitigung von Schäden aufkommen - das ist nicht mehr finanzierbar.
Die Immobilienwelt verändert sich. Die Werte werden neu berechnet. Ein Haus mit alten Fenstern, dunkler Fassade und ohne Hochwasserschutz wird in zehn Jahren nicht mehr den gleichen Wert haben wie ein Haus mit begrüntem Dach, hellen Wänden und einer funktionierenden Drainage. Wer heute nicht handelt, verliert morgen seinen Wert.
Was kommt als Nächstes?
Die Zukunft der Immobilien ist nicht mehr nur aus Stein und Beton. Sie ist aus Resilienz, Energieeffizienz und Voraussicht. Die Klimaanpassung wird in den nächsten Jahren zur Standardanforderung für alle Neubauten - und bald auch für Bestandsimmobilien. Wer jetzt anfängt, spart später Zeit, Geld und Nerven.Beginnen Sie mit einem einfachen Schritt: Rufen Sie die GIS Immorisk-Website auf. Geben Sie Ihre Adresse ein. Sehen Sie, was auf Sie zukommt. Und dann entscheiden Sie: Wollen Sie warten - oder handeln?
Was kostet eine Klimaanpassung für mein Haus?
Die Kosten hängen von der Größe, dem Zustand und den Maßnahmen ab. Einfache Schutzmaßnahmen wie Hochwasserschutztüren kosten ab 300 Euro pro Tür, eine Dachbegrünung etwa 5.000 bis 15.000 Euro, und eine neue Drainage rund 8.000 Euro. Mit KfW-Förderung können Sie bis zu 40 % der Kosten erstattet bekommen. Für viele Maßnahmen lohnt sich die Investition schon nach zwei bis drei Jahren - durch geringere Versicherungsprämien, niedrigere Stromrechnungen und höheren Immobilienwert.
Brauche ich eine Elementarschadenversicherung?
Ja, wenn Sie in einer Region leben, in der es in den letzten Jahren zu Starkregen oder Hochwasser gekommen ist - und das ist mittlerweile fast überall in Deutschland der Fall. Die Elementarschadenversicherung deckt Schäden durch Hochwasser, Starkregen, Erdbeben und Schneelast ab. Ohne sie zahlen Sie selbst - und das kann schnell mehrere zehntausend Euro kosten. Die Versicherung kostet im Durchschnitt 80 bis 120 Euro pro Jahr. Ein kleiner Preis für große Sicherheit.
Können Klimaanlagen als Schutz gegen Hitze genutzt werden?
Klimaanlagen helfen kurzfristig, aber sie sind keine nachhaltige Lösung. Sie verbrauchen viel Strom. Selbst wenn der Strom aus Solaranlagen kommt, erhöhen sie den Gesamtenergiebedarf und belasten das Netz. Besser sind passive Maßnahmen: Außenjalousien, helle Fassaden, Dachbegrünung und gute Isolierung. Die halten das Haus kühler - ohne Stromverbrauch.
Wie erkenne ich, ob mein Haus klimaresistent ist?
Prüfen Sie: Hat Ihr Keller eine Drainage? Sind die Fenster doppelt oder dreifach verglast? Ist die Fassade hell? Gibt es Außenjalousien oder Begrünung am Dach? Ist das Abwassersystem getrennt (Regenwasser und Abwasser laufen nicht zusammen)? Wenn Sie mehr als drei dieser Punkte mit „nein“ beantworten, ist Ihr Haus nicht klimaresistent. Dann sollten Sie mit der Anpassung beginnen.
Gibt es Fördergelder für Klimaanpassung im Bestand?
Ja. Die KfW fördert Klimaanpassungsmaßnahmen mit Zuschüssen und Krediten. Dazu gehören Hochwasserschutz, Dachbegrünung, wärmedämmende Fassaden und die Umstellung auf ein Trennsystem für Abwasser. Auch viele Kommunen haben eigene Programme. In Lüneburg, Hamburg oder München gibt es Zuschüsse von bis zu 2.500 Euro für Einzelmaßnahmen. Fragen Sie bei Ihrer Stadtverwaltung nach - oft wissen die Hausbesitzer nicht, dass es das gibt.
Carlos Dreyer
November 4, 2025 AT 07:37Also ich hab mein Dach letztes Jahr begrünt und seitdem kann ich im Sommer auf der Terrasse sitzen, ohne dass ich mich wie in einem Dampfbad fühle. Die Nachbarn lachen noch, aber wenn sie ihre Stromrechnung sehen, werden sie bald auch grün. 🌿