Heizwasserqualität sichern: Korrosionsschutz und Filter für moderne Heizungen
- Nov, 5 2025
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- Dieter Wangen
Warum Ihre Heizung mehr braucht als nur warmes Wasser
Ein Heizsystem läuft jahrelang, ohne dass man etwas merkt - bis plötzlich die Heizkörper kalt bleiben, das Geräusch aus dem Kessel ungewohnt laut wird oder rostige Partikel aus dem Auslass tropfen. Die Ursache? Meistens liegt sie nicht an der Technik, sondern am Wasser. Das Heizungswasser ist kein einfaches Leitungswasser, das einfach in die Anlage gepumpt wird. Es ist ein chemisch sensibles Medium, das richtig behandelt werden muss, sonst zerstört es Ihre Heizung von innen. In Deutschland entstehen jedes Jahr geschätzte 500 Millionen Euro Schäden durch schlechte Heizwasserqualität. Das ist kein kleines Problem - das ist eine Branche, die sich auf dem falschen Weg befindet.
Was sagt die VDI 2035 wirklich?
Die VDI 2035 ist die wichtigste Richtlinie für Heizungswasser in Deutschland. Sie wurde 2020 aktualisiert und legt klar fest: Heizungswasser muss salzarm sein, mit einer elektrischen Leitfähigkeit von maximal 100 µS/cm. Das klingt technisch, aber der Hintergrund ist einfach: Weiches Wasser, das aus Entsalzungsanlagen kommt, ist gut für Kalk, aber schlecht für Metall. Es löst leicht Korrosion aus, besonders bei Kupfer und Stahl. Die alte Regel, einfach Leitungswasser zu nehmen, ist heute veraltet. Wer heute eine neue Heizung einbaut und kein salzarmes Wasser nutzt, riskiert nicht nur Schäden - er verliert auch die Garantie. Fast alle Hersteller wie Bosch, Vaillant oder Viessmann verlangen die Einhaltung der VDI 2035 für die Garantie. Ohne das, keine Gewährleistung.
Die drei Säulen des Heizungsschutzes
Es gibt nicht die eine perfekte Lösung. Der Schutz Ihres Systems basiert auf drei Säulen: chemischer Korrosionsschutz, mechanische Filtration und elektrochemische Schutzsysteme. Jede davon hat ihre Stärken und Schwächen.
- Chemischer Schutz mit Produkten wie coracon® VE 9 oder thermofit ist die gängigste Methode. Sie wird in 68% der Neuanlagen eingesetzt. Diese Konzentrate enthalten organische Säuren (OAT), die eine dünne Schutzschicht auf Metallen bilden. Sie sind einfach zu dosieren, aber sie wirken nur, wenn die Konzentration stimmt. Zu wenig - kein Schutz. Zu viel - kann sogar schädlich sein. Die richtige Dosierung liegt bei 0,5% Konzentration, was bei einem 100-Liter-System nur 500 ml entspricht. Die elektrische Leitfähigkeit sollte danach bei 65 µS/cm liegen, der pH-Wert bei 8,6 ± 0,2. Das ist kein Ratespiel - das ist Technik.
- Filtration entfernt Schmutz, Rost und Schlamm. Moderne Filter von Anbietern wie UWS-Technologie fangen Partikel bis zu 5 Mikrometer Größe ab. Das klingt winzig - aber diese Partikel sind genau die, die Pumpen blockieren und Heizkörper verstopfen. Studien zeigen: Regelmäßige Filtration reduziert die Korrosionsrate um bis zu 70%. Aber: Filter müssen gewartet werden. Alle 6 bis 12 Monate. Wer das vergisst, hat einen teuren Staubsauger im Heizungskeller.
- Elektrochemische Systeme wie der Elysator Trio 25.1 oder elector arbeiten ohne Chemikalien. Sie nutzen Magnesiumanoden, die elektrisch das Metall vor Korrosion schützen. Sie sind teurer in der Anschaffung (450-800 €), aber sie arbeiten kontinuierlich und benötigen kaum Wartung. Prof. Dr. Klaus Lange von der TU München fand in einer Langzeitstudie heraus: Systeme mit elektrochemischem Schutz hatten 45% weniger Korrosion als chemisch behandelte Anlagen. Aber: Vorsicht bei falscher Dimensionierung. Zu starke Anoden können Überprotektion verursachen - das führt zu Schäden an Kupferrohren. Dr. Anja Weber vom VDI warnt davor, diese Systeme einfach so einzubauen.
Die beste Kombination: Chemie + Filter
Experten im Handwerk sagen es klar: Die zuverlässigste Methode ist die Kombination aus chemischem Schutz und Filtration. 78% der Heizungsinstallateure aus einer Umfrage des Verbandes der Heizungsbauer (VdH) aus 2023 bevorzugen genau das. Warum? Weil Chemie die Korrosion stoppt, und Filter den Schmutz wegschafft, den die Chemie nicht verhindern kann. Ein Nutzer namens 'SanitärHans' berichtete auf Heizung-Forum.de, dass er trotz korrekter Dosierung von thermofit nach 18 Monaten Rostpartikel fand - weil kein Filter im System war. Ein weiterer Nutzer, 'HeizMeister2022', hatte jahrelang Probleme mit Korrosion, bis er den Elysator Trio 25.1 nachrüstete - und seitdem läuft seine 20-jährige Fußbodenheizung wie neu.
Die Kombination aus salzarmer Fahrweise (≤ 100 µS/cm) und OAT-basiertem Schutz ist laut Dr. Thomas Heidemann vom Institut für Korrosionsschutz Dresden die effektivste Strategie. Sie schützt gleichzeitig vor Kalk und Korrosion - und das ist genau das, was moderne Heizsysteme brauchen, besonders wenn Wärmepumpen oder Fußbodenheizungen im Spiel sind. Diese Systeme arbeiten mit niedrigeren Temperaturen und sind daher empfindlicher gegenüber Verunreinigungen.
Was passiert, wenn Sie nichts tun?
Wenn Sie das Heizungswasser ignorieren, passiert nichts sofort. Aber langsam, unaufhaltsam, zerstört es Ihre Anlage. Die ersten Anzeichen sind leise Geräusche, dann sinkt die Heizleistung, dann kommt der rostige Schlamm in den Heizkörpern. Die Pumpen beginnen zu rattern, die Ventile verkleben, die Wärmeübertrager verstopfen. Irgendwann bleibt nur noch eine Option: kompletter Austausch. Und das kostet nicht nur Geld - es kostet Zeit, Stress und Heizkosten in der Übergangszeit. Ein Heizungsaustausch kostet zwischen 5.000 und 15.000 Euro - je nach System. Ein Korrosionsschutzsystem dagegen: 300 bis 1.200 Euro. Ein Filter: 200 bis 500 Euro. Die Rechnung ist einfach: Schutz ist günstiger als Reparatur.
Was Sie jetzt tun müssen
Wenn Sie eine alte Heizung haben: Lassen Sie das Wasser prüfen. Ein Heizungsinstallateur kann die Leitfähigkeit, den pH-Wert und die Sauerstoffkonzentration messen. Wenn die Werte außerhalb der VDI 2035 liegen, ist Handeln nötig.
Wenn Sie eine neue Heizung einbauen lassen: Fragen Sie explizit nach der VDI 2035-Konformität. Fordern Sie einen Nachweis über die Wasserqualität. Fragen Sie, welches System verwendet wird - chemisch, elektrochemisch oder beides. Und lassen Sie sich zeigen, wo der Filter installiert wird. Ein Filter am Rücklauf, direkt vor der Pumpe, ist der Standard. Ein Filter am Vorlauf ist falsch - er schützt nicht die Pumpe.
Wenn Sie schon ein System haben: Machen Sie eine jährliche Kontrolle. Dazu gehören:
- Prüfung der chemischen Konzentration (alle 12 Monate)
- Reinigung oder Austausch des Filters (alle 6-12 Monate)
- Prüfung der elektrischen Leitfähigkeit (alle 24 Monate)
- Dokumentation aller Maßnahmen - für die Garantie
Die meisten Handwerker verbringen durchschnittlich 2,5 Stunden pro Anlage für die Einrichtung eines korrekten Systems. Das ist keine Kleinigkeit - aber es ist die Investition, die Ihre Heizung 10 Jahre länger leben lässt.
Was kommt als Nächstes?
Die Technik entwickelt sich weiter. Bis 2026 wird die VDI 2035 erneut überarbeitet - mit strengeren Grenzwerten für Sauerstoff im Wasser. Elysator Engineering AG hat bereits ein neues Trio-System mit IoT-Überwachung vorgestellt: Sie können die Wasserwerte über eine App ablesen. AquaConcept arbeitet an coracon® VE 10, das biologisch abbaubare Polymere enthält, um Schlamm besser zu binden. Forscher am Fraunhofer ISC testen nanostrukturierte Beschichtungen, die direkt ins Wasser gegeben werden und die Schutzwirkung um 50% steigern könnten.
Der Trend ist klar: Chemikalienfreie Systeme werden immer beliebter. Ihr Anteil steigt von 22% heute auf 35% bis 2028. Aber die chemische Methode bleibt wichtig - besonders in bestehenden Anlagen. Die Zukunft liegt in der Kombination: smarte Überwachung, sauberes Wasser, saubere Filter.
Frequently Asked Questions
Was ist die richtige elektrische Leitfähigkeit für Heizungswasser?
Laut VDI 2035 darf die elektrische Leitfähigkeit von Heizungswasser maximal 100 µS/cm betragen. Optimal sind Werte zwischen 60 und 80 µS/cm. Höhere Werte erhöhen das Risiko von Korrosion, besonders bei Kupfer und Stahl. Messen lässt sich das mit einem Leitfähigkeitsmesser - ein Heizungsinstallateur kann das schnell durchführen.
Warum ist Weichwasser schlecht für Heizungen?
Weichwasser ist gut gegen Kalk, aber schlecht für Metall. Es hat wenig Mineralien, die normalerweise eine Schutzschicht bilden. Dadurch wird das Wasser aggressiver und löst Korrosion aus - besonders bei Kupferrohren und Stahlheizkörpern. Deshalb wird heute nicht mehr einfach Leitungswasser verwendet, sondern salzarmes Wasser, das gezielt mit Korrosionsschutzmitteln behandelt wird.
Wie oft muss ich meinen Heizungsfilter reinigen?
Ein Heizungsfilter sollte alle 6 bis 12 Monate gereinigt oder ausgetauscht werden, je nach Systembelastung. In neuen, sauberen Anlagen reicht ein Jahr. In älteren Systemen mit alten Rohren oder nach einer Sanierung sollte alle 6 Monate kontrolliert werden. Ein verstopfter Filter schützt nicht - er blockiert die Pumpe.
Kann ich chemischen Korrosionsschutz selbst nachfüllen?
Technisch ja - aber nicht empfohlen. Die Dosierung muss exakt sein: 0,5% Konzentration, das sind 500 ml pro 100 Liter Wasser. Zu wenig wirkt nicht, zu viel kann Schäden verursachen. Außerdem muss die Wasserqualität vorher gemessen werden. Die meisten Hersteller verlangen für die Garantie eine Dokumentation durch einen Fachmann. Selbst machen ist riskant - und kann die Garantie ungültig machen.
Brauche ich einen Korrosionsschutz, wenn ich eine Wärmepumpe habe?
Ja, umso mehr. Wärmepumpen arbeiten mit niedrigeren Temperaturen und längeren Laufzeiten. Das macht sie empfindlicher gegen Schlamm und Korrosion. Außerdem sind sie oft mit Kupferrohren verbunden, die besonders anfällig für Sauerstoffkorrosion sind. Ohne korrekten Korrosionsschutz und Filter verkürzt sich die Lebensdauer der Wärmepumpe deutlich - oft auf unter 10 Jahre statt 20.
Was passiert, wenn Sie es nicht tun?
Die meisten Hausbesitzer denken: „Solange es funktioniert, brauche ich nichts tun.“ Aber Heizungsschäden kommen nicht plötzlich - sie wachsen langsam. Ein kleiner Rostfleck wird zum Loch. Ein paar Partikel blockieren eine Pumpe. Ein verstopfter Heizkörper wird kalt. Am Ende zahlen Sie nicht nur für die Reparatur - Sie zahlen auch für die Heizkosten, die durch ineffiziente Wärmeübertragung steigen. Und wenn die Garantie wegen fehlender VDI 2035-Einhaltung erlischt, ist es Ihr Geld, das für den Austausch draufgeht. Schutz ist keine Ausgabe - es ist Versicherung. Für Ihre Heizung. Für Ihren Geldbeutel. Für Ihre Ruhe.