Gründach-Förderungen in Städten: Welche Programme zahlen wie viel und was muss man erfüllen?

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Warum Gründächer heute mehr als nur ein Trend sind

Im Sommer 2023 brannte Berlin so heiß, dass die Stadtverwaltung plötzlich alle Dächer als Klimaschutzinstrumente sah. Seitdem zahlt die Stadt bis zu 90 Euro pro Quadratmeter für eine richtig gute Dachbegrünung. Das ist kein Einzelfall. In Deutschland gibt es heute über 80 Städte, die Geld für Gründächer geben - und die Zahl steigt jedes Jahr. Warum? Weil Dächer, die mit Moos, Sedum und Kräutern bedeckt sind, nicht nur schön aussehen. Sie kühlen die Stadt, speichern Regenwasser und schaffen Lebensraum für Insekten und Vögel. Und das alles, ohne dass man dafür einen Garten braucht.

Für Hausbesitzer:innen ist das eine Chance. Denn die Kosten für ein Gründach liegen zwischen 40 und 120 Euro pro Quadratmeter - je nach Aufbau. Die Förderung deckt oft nur einen Teil davon ab. Aber wenn man weiß, wo man wie viel bekommt, kann man richtig sparen. Und es lohnt sich. Denn wer heute ein Gründach baut, baut nicht nur für sich, sondern für die nächste Generation.

Wie viel Geld bekommt man wirklich für ein Gründach?

Nicht jede Stadt zahlt gleich viel. In Berlin ist die Förderung die höchste im Land - aber auch die strengsten Regeln gelten. Wer ein Dach mit 10 cm Substrat bepflanzt, bekommt 55 Euro pro Quadratmeter. Bei 11 bis 25 cm sind es 80 Euro, und wenn das Substrat über 26 cm dick ist, gibt’s sogar 90 Euro. Das ist mehr als in jeder anderen deutschen Stadt. Aber: Berlin verlangt mindestens 100 Quadratmeter Fläche. Für ein kleines Einfamilienhaus mit 60 Quadratmetern Dachfläche ist das also keine Option.

Anders in Marburg. Dort gibt es ab 10 Quadratmetern Förderung - und zwar 40 Euro pro Quadratmeter. Maximal 5.000 Euro pro Objekt. In Stuttgart zahlt man 35 Euro pro Quadratmeter, aber nur bis zu 3.000 Euro Gesamtsumme. Hannover ist besonders clever: Wer ein Gründach mit Photovoltaik kombiniert, bekommt 200 Euro pro Kilowatt Peak Leistung der Solaranlage - zusätzlich zu den 40 Euro pro Quadratmeter für das Gründach. Das macht bei einem 5 kWp-System und 50 m² Dachfläche fast 10.000 Euro Förderung aus.

Die Emschergenossenschaft in Nordrhein-Westfalen geht noch einen Schritt weiter. Sie zahlt 50 Euro pro Quadratmeter - ohne Rücksicht auf die Substratstärke. Aber nur bis zu 10.000 Euro pro Grundstück und nur in bestimmten Kommunen. Und sie fördert sogar Eigenleistungen. Das ist selten. In den meisten Städten zahlt man nur für Material, nicht für Arbeit.

Was muss das Dach erfüllen, damit es förderfähig ist?

Es reicht nicht, einfach Erde aufs Dach zu schütten und ein paar Pflanzen draufzustellen. Jede Förderung hat technische Vorgaben - meist orientiert an der FLL-Richtlinie. Das ist die offizielle Regel für Dachbegrünungen in Deutschland.

Bei einer extensiven Dachbegrünung - das ist die gängigste Form - muss das Substrat mindestens 8 cm dick sein. Das reicht für Sedum, Moos und einige Kräuter. Für eine intensive Begrünung mit Sträuchern oder kleinen Bäumen braucht man mindestens 12 cm. Hannover verlangt das sogar explizit seit 2024. Und die Bepflanzung? Sie muss mindestens 75 % der Fläche bedecken. Terrassen oder Dachgärten sind erlaubt, aber dann muss der Rest der Fläche vollständig begrünt sein.

Einige Städte verlangen mehr. Hannover zum Beispiel: Wer eine Biodiversitätsbegrünung bauen will, muss mindestens 15 verschiedene Pflanzenarten verwenden. Das ist kein Marketing-Gimmick. Es geht darum, Insekten und Vögel zu unterstützen. Berlin fördert solche Dächer zusätzlich mit 5 Euro pro Quadratmeter. Und wer Photovoltaik kombiniert, bekommt noch mal 10 Euro dazu.

Wichtig: Das Dach muss stabil genug sein, um das Gewicht zu tragen. Ein nasses Gründach wiegt bis zu 200 kg pro Quadratmeter. Wer unsicher ist, sollte einen Statiker hinzuziehen - auch wenn es nicht immer verpflichtend ist. In Berlin ist das bei größeren Projekten Pflicht.

Vergleich dreier deutscher Dächer mit unterschiedlichen Förderhöhen und Begrünungsformen, integrierte Solaranlage in einem.

Wie lange muss man das Gründach behalten?

Die meisten Städte verlangen, dass das Gründach mindestens 10 bis 15 Jahre bestehen bleibt. In Marburg ist das seit 2023 verpflichtend. Wer das Dach nach fünf Jahren wieder abräumt, muss die Förderung zurückzahlen. Berlin hat keine feste Frist, aber: Wer das Dach nicht pflegt oder es nach kurzer Zeit abdeckt, riskiert, dass die Stadt die Förderung zurückfordert.

Warum diese Regeln? Weil Gründächer erst nach drei bis fünf Jahren ihre volle Wirkung entfalten. Die Pflanzen wachsen, das Substrat stabilisiert sich, und die Regenwasserrückhaltung wird besser. Wer das nicht aushält, macht die Investition sinnlos. Es ist kein Schnellprojekt. Es ist eine langfristige Verpflichtung.

Wie beantragt man die Förderung - und was kostet es?

Der Weg zur Förderung ist oft kompliziert. In Berlin gibt es ein Online-Portal namens „GründachPLUS“. Dort kann man Anträge stellen, Dokumente hochladen und den Status verfolgen. Viele Nutzer:innen berichten, dass die Bearbeitung innerhalb von vier Wochen erfolgt - das ist schnell. In kleineren Städten muss man oft persönlich in die Verwaltung gehen. Dort werden Anträge manuell bearbeitet - und das dauert.

Was braucht man? In der Regel: einen Kostenplan, vorher- und nachher-Fotos, einen Nachweis über die Substratstärke (meist durch einen Fachmann) und manchmal einen Planer-Nachweis. In Berlin ist eine Fachplanung nach FLL-Richtlinie Pflicht. In Marburg reicht ein einfacher Kostenvoranschlag. Wer sich selbst ein Gründach baut, kann nur die Materialkosten geltend machen. Die Arbeitszeit zählt nicht - das ist ein häufiger Irrtum.

Ein großes Problem: Die Kombination mit anderen Förderungen. Die KfW zahlt bis zu 50 % der Gesamtkosten für energetische Sanierungen - aber nur, wenn der U-Wert des Daches unter 0,14 W/(m²K) liegt. Das ist sehr streng. Wer also ein Gründach baut und gleichzeitig die Dämmung verbessert, kann beide Förderungen kombinieren. Aber die Anträge müssen kompatibel sein. Viele Bauherren:innen berichten, dass sie sechs Monate brauchten, weil die Anforderungen nicht zusammenpassten.

Hand pflanzt Wildblume in Gründachsubstrat, finanzielle und ökologische Förderströme als durchscheinende Symbole.

Was funktioniert nicht - und wo scheitern die meisten?

37 % aller abgelehnten Anträge scheitern an einem einfachen Grund: unzureichende Dokumentation. Entweder ist die Substratstärke nicht nachgewiesen, oder die Bepflanzung ist zu lückenhaft. Einige Handwerker:innen berichten, dass sie bei der Nachprüfung nur 6 cm Substrat gefunden haben - obwohl 8 cm verlangt wurden. Das ist kein Zufall. Viele Bauträger:innen versuchen, Kosten zu sparen, und legen zu wenig Erde auf.

Ein weiterer Fehler: Die Voraussetzungen ignorieren. In Hamburg wird nur gefördert, wenn das Gebäude mindestens 10 Jahre alt ist. In Berlin muss das Dach nicht vorgeschrieben sein - also darf es nicht durch die Bauordnung vorgeschrieben sein. Wer das nicht weiß, reicht einen Antrag ein, der von vornherein abgelehnt wird.

Und dann ist da noch die Kostenfrage. Die Förderung deckt oft nur 30 bis 50 % der tatsächlichen Kosten ab. Das ist ein Problem für private Hausbesitzer:innen. Wer ein 50 m²-Dach bepflanzen will, muss mit 3.000 bis 6.000 Euro rechnen. Die Förderung bringt vielleicht 2.000 Euro. Der Rest bleibt bei einem. Aber: Wenn man die KfW-Förderung mit einbezieht, kann sich das ausgleichen. Die Kombination aus kommunaler und bundesweiter Förderung ist der Schlüssel.

Was kommt als Nächstes? Die Zukunft der Gründächer

Die Bundesregierung plant ab 2026 ein „Stadtklima-Stärkungsgesetz“. Danach müssen alle Neubauten in Großstädten mit Gründächern ausgestattet werden. Das wird die Nachfrage nach Förderungen weiter steigern. Bis 2030 soll der Anteil geförderter Dächer von 12 % auf 28 % steigen - vor allem in Städten mit mehr als 500.000 Einwohnern.

Auch die Anforderungen werden strenger. Die Stiftung Umweltenergierecht prognostiziert, dass bis 2027 alle Großstädte mindestens 15 Pflanzenarten vorschreiben werden - wie Hannover es schon jetzt tut. Und es wird mehr auf die Retentionsfähigkeit geachtet: Wie viel Regenwasser kann das Dach halten? Hamburg verlangt bereits, dass der Abflussbeiwert unter 0,5 liegt. Das bedeutet: Fast die Hälfte des Regens bleibt auf dem Dach, statt in die Kanalisation zu laufen.

Ein großes Problem bleibt: Die Entsorgung alter Substrate. Wer sein Gründach nach 15 Jahren erneuert, muss das alte Material entsorgen. Aber wer zahlt dafür? Die meisten Förderprogramme haben das noch nicht geregelt. Das ist ein Nachhaltigkeitsloch. Wer heute ein Gründach baut, sollte darauf achten, dass das Substrat recycelbar ist - und dass der Handwerker weiß, wo er es abgeben kann.

Was tun, wenn man unsicher ist?

Die beste Empfehlung: Kontaktieren Sie die Stadtverwaltung. Nicht per E-Mail, nicht über das Internet - rufen Sie an. Fragen Sie: „Welche Förderung gibt es für ein 60 m²-Dach mit 10 cm Substrat?“ Und: „Ist eine Kombination mit Photovoltaik möglich?“

Die Initiative „KlimaWerk“ bietet kostenlose Beratungsgespräche an. Die meisten Städte haben auch eigene Klimaberater:innen. Nutzen Sie sie. Denn wer sich nicht informiert, verliert Geld - und oft auch Zeit.

Ein Gründach ist keine Renovierung. Es ist eine Investition in die Zukunft - Ihrer Stadt, Ihrer Umwelt, Ihrer Immobilie. Wer heute beginnt, hat die besten Chancen. Die Förderungen werden nicht ewig so gut sein. Und die Nachfrage wird steigen. Wer jetzt handelt, macht sich nicht nur klimaresistent - sondern auch finanziell schlau.